Mit einem sorgsam ausgearbeiteten Baukonzept lässt sich schon in der Planungsphase Einfluss auf den späteren Energieverbrauch und die Behaglichkeit eines neuen Hauses nehmen. Eine durchdachte Raumaufteilung schützt die Räume im Sommer vor Überhitzung – und wenn die Morgensonne direkt ins Schlafzimmer strahlt, fällt das Aufstehen gleich viel leichter. Eine optimal abgestimmte Größe spart Energie und lässt das Haus auch nach dem Auszug der Kinder nicht überdimensioniert erscheinen.
Energetische Anordnung und Himmelsausrichtung der Räume
Die folgenden Ausrichtungen der Räume sollten als Vorschlag verstanden werden. Je nach Wunsch oder Notwendigkeit ergibt
sich eine stets individuelle Raumaufteilung und -ausrichtung nach den Himmelrichtungen.
Wärmegedämmte Wände
Wohnräume: Südwesten/Westen
In den Nachmittags- und Abendstunden hat man dort den gewünschten Sonnenschein in den Räumen. Zudem hilf die tef- stehende Sonne in der Winterzeit bei der Erwärmung der Räume mit (passive Solarenergienutzung).
Arbeitsräume: Süden
Durch viel Tageslicht spart man die künstliche Beleuchtung.
Küche, Bad: Osten
Am Frühstücksplatz ist die Morgensonne erwünscht, zu den Kochzeiten mittags oder nachmittags ist eine zusätzliche Erwärmung durch Sonneneinstrahlung aber meist nicht nötig. Die Sonneneinstrahlung ins Badezimmer hingegen wird morgens meist als sehr angenehm empfunden.
Elternschlafzimmer: Osten
Morgensonne hilf beim Aufstehen und wach werden.
Kinderzimmer: Westen
Nachmittagssonne spendet Licht zum Spielen und zum Erledigen der Hausaufgaben.
Treppenhaus, Vorratskammer, Heizraum: Norden
Ein Treppenhaus muss nicht unbedingt beheizt werden und die Lagerung von Nahrungsmittel verlangt einen kühleren Raum.
Die wärmsten Räume sollten innen (Kernzone), die kühlen Räume und Verkehrsflächen außen angeordnet sein, wobei Räume mit gleichen Temperaturanforderungen idealerweise nebeneinander liegen. In Abbildung 3 bilden Abstellraum, Heizraum, Treppenhaus usw. eine Pufferzone nach Norden hin.
Die EnEV berücksichtigt reduzierte Energieverluste durch unbeheizte Pufferräume folgendermaßen:
Während beim Referenzgebäude für Außenwände und Geschossdecken gegen Außenluft ein U-Wert von 0,28 W/m²K gefordert wird, beträgt dieser bei Wänden und Decken zu unbeheizten Räumen 0,35 W/m²K – also ein Viertel mehr.
In den Sommermonaten sollte auf eine sinnvolle Verschatung geachtet werden, um die Häuser nicht zu über- hitzen. Dazu zählen neben geeigneten Materialien (Amplitudenverschiebung – siehe Materialien) z. B.
auch Laubbäume, welche im Sommer durch Bläter die Fenster verschaten, während sie im Winter die Bläter abwerfen und Sonnenlicht durchlassen. Klassisch kann dies natürlich auch durch an den Fenstern angebrachte Verschatungselementen erfolgen. Bautechnisch helfen auch Balkone und größere Dachüberstände, um im Sommer die hochstehende Sonne abzuschaten. Durch den tieferen Stand der Sonne fällt im Winter dagegen mehr Licht in die Räume (siehe Skizze).
Abb. 6: Lichtumlenkung mit Tageslicht-Raffstores
A/V-Verhältnis
Das A/V-Verhältnis ist das Verhältnis der Umfassungsfläche eines Gebäudes (A) zum Bauwerksvolumen (V). Die Umfassungsflächen schließen alle Flächen ein, welche wärmeübertragend sind, also Fenster, Außenwände, Grundflächen, Wände gegen Erdreich oder unbeheizte Keller etc. Ein Gebäude mit minimiertem Volumen (Vermeidung unnötiger Raumflächen, Verkehrsflächen und Raumhöhen) begünstigt einen geringen Energiebedarf des Gebäudes. Folglich sollte auf eine gewisse Kompaktheit des Gebäudes geachtet werden. Folgende Werte teilen erfahrungsgemäß das A/V-Verhältnis für ein freistehendes Einfamilienhaus in drei Bereiche ein:
Günstig | Mittel | Schlecht |
0,64 – 0,76 | 0,77 – 0,93 | > 0,93 |
Es sollte eine unnötige Vergrößerung der Umfassungsfläche vermieden werden, z. B. durch Erker, Türme, Vor- und Rücksprünge. Als vorteilhaft haben sich hingegen unbeheizte Wintergärten und Nebenräume erwiesen, welche als Pufferräume wirken. Somit muss ein kompakter Baukörper keineswegs langweilig sein.
Flächenverbrauch
Gebäude
In den fünfziger Jahren standen jedem Bundesbürger ca. 20 m² Wohnraum zu Verfügung, heute sind es 46 m². Für eine 4-köpfge Familie bedeutet das eine Fläche von 184 m². Wenn mit 18 Jahren die Kinder ausziehen, müssen die Eltern trotzdem weiterhin das ganze Haus beheizen, putzen und instand halten. Ziel eines sinnvollen Flächenverbrauchs sollte sein, knappe Flächen nachhaltig umweltschonend, ökonomisch effizient und sozial gerecht mit Rücksicht auf künftige Generationen zu nutzen. Daher stellt sich für unsere Beispielfamilie die Frage, ob nicht auch z. B. 140 m² Wohnfläche ausreichend wären. Geringere Baukosten und mehr Gartenfläche wären positive Zusatzeffekte dieses niedrigeren Flächenverbrauchs.
Terrasse und Einfahrt
Darüber hinaus sollte möglichst wenig Grünfläche versiegelt werden, vor allem aufgrund der immer häufiger und immer stärker auftretenden Regenfälle. Pro m² versiegelte Fläche sind Abwassergebühren zu bezahlen, da das Regenwasser dadurch nicht mehr in die Kanalisation abgeführt werden kann. Keine Gebühren fallen bei Rasengittersteinen (genaue Vorgaben sind bei der jeweiligen Gemeinde einzuholen) an. Alternativ kann das Regenwasser von Dach und Einfahrt in Regenwasserspeichern gesammelt werden. Die Nutzung von Regenwasser zur Toilettenspülung o. ä. sollte allerdings auf Wirtschaftlichkeit hin überprüf werden. Dagegen gibt es wenig Gründe, warum ein Grillabend unbedingt auf einer versiegelten Terrasse erfolgen muss statt auf einer grünen Wiese.
Bereits bei der Auswahl der Bauweise sollte voraus geplant werden. Die Entscheidung zwischen Massivbau und diversen Holzbauweisen kann nur teilweise nach objektiven Kriterien getroffen werden. Ob man sich in einem Massivhaus oder einem Holzbau wohler fühlt, hängt vor allem vom persönlichen Geschmack des Bewohners ab.
Jede Konstruktionsweise zeichnet sich durch spezifische Vor- und Nachteile aus:
- Ziegelbauweise
- Holzrahmenbauweise
- Anpassungsfähig (verschiedene Putzstrukturen und Farben,
- Verkleidungen usw.)
- Sehr anpassungsfähig (verschiedene Verkleidungen,
- Putze usw.)
- Baustil
- Komplexe Bauweise, handwerklich anspruchsvoll
- Qualifikation der Handwerker
- Lange Tradition
Fassaden
- Von Anfang an trocken (Trockenbauweise)
- Neubaufeuchte
- Austrocknungszeit mehrere Monate
Fassadenbegrünung
Durch eine Begrünung der Fassade wird diese vor vielen Umwelteinflüssen geschützt, wie z. B. UV-Licht, Schlagregen und thermische Belastung. Erfahrungen zeigen, dass an Gebäuden weniger Reparaturarbeiten an Stellen erforderlich sind, an denen die Fassade begrünt wurde. Die Wurzeln der Pflanzen wachsen für gewöhnlich vom Gebäude weg, weil sie an der Hausmauer weder Wasser noch Nährstoffe finden. Demgegenüber helfen die Pflanzen sogar, das Wasser in Mauernähe aufzunehmen und sorgen so für trockenere Wände. Weitere positive Effekte der Begrünung sind die Staubreduzierung und die Kühlung im Sommer. Eine wissenschaftliche Untersuchung der Hochschule Neubrandenburg und der Technischen Universität Berlin hat ergeben, dass sich durch eine Beschattung durch Fassadenbegrünung im Vergleich zu konventionellen Systemen fast 90 % der Betriebskosten für die Gebäudekühlung einsparen lassen.
Abbildung 8: Begrünte Fassade
Die grüne Fassade: Selbstklimmer: Trompetenwinde, Kletterhortensie, Wilder Wein
Gerüstkletterpfanzen: Weinrebe, Waldrebe, Zierkürbis, Passionsblume, Blauregen, Pfeifenwinde, Geißblatt, Kletterrose, Winterjasmin, Brombeere
Obstbäume: Auch Obstbäume wie Birnbaum, Apfelbaum, Pflaume usw. können Fassaden schmücken. Sie müssen an
Spalieren an der Wand angebunden werden und benötigen einen bestimmten Zuschnitt.