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Raumklima und Behaglichkeit

Raumtemperatur 

Entscheidend für die Behaglichkeit ist die Temperatur der Raumluft und der Umgebungsflächen (v. a. der Außenwände). Ist die Wand relativ kühl (13 °C), so fühlt sich der Raum trotz hoher Raumlufttemperatur kalt an. 

Kalte Außenwände erzeugen eine sogenannte Kältestrahlung, und Zugluft verstärkt diesen Effekt.  

Die Temperatur der Raumluft sollte von der Wandtemperatur um maximal 5 °C abweichen. Darüber hinaus sollte im Raum eine konstante Temperaturverteilung herrschen, sodass sich keine Schichten bilden (oben 24 °C, unten 20 °C). 

Abb. 37: Empfehlung Raumtemperaturen 

Luftfeuchtigkeit

Das richtige Maß an Luftfeuchtigkeit ist entscheidend für das Wohlbefinden in Räumen und die Lebensdauer des Gebäudes. Zu trockene Raumluft wirkt gesundheitsschädlich, während eine zu hohe 

Luftfeuchte zusätzlich das Mauerwerk schädigt. Der Mensch fühlt sich wohl bei Temperaturen zwischen 20 und 22 °C und einer relativen Feuchte von 35-65 %. Dauerhaft sollte sich die Luftfeuchtigkeit nicht unter 35 % bewegen. 

Trockene Luft erhöht die Staubaufwirbelung und hält sie länger schwebefähig. Daraus können Reizungen der Haut und Atemwege entstehen Andererseits ist eine zu hohe Luftfeuchtigkeit für den Menschen ebenso ungesund, weil der Körper kaum mehr Feuchte abgeben kann und dadurch auf lange Sicht sich selbst vergiftet. 

Als optimal gilt bei normaler Raumlufttemperatur eine relative Luftfeuchte zwischen 45 und 50 %. Diese kann mit einem Hygrometer einfach und kostengünstig im Auge behalten werden. 

Grundlegende Informationen zur Luftfeuchtigkeit 

Je höher die Temperatur, desto mehr Wasserdampf kann die Luft aufnehmen. Das bedeutet im Umkehrschluss: Wenn warme Luft ins Haus strömt (z. B. beim Lüften des Kellers im Sommer) und die Luft sich im Keller abkühlt, dann steigt die relative Luftfeuchtigkeit bis zur Sättigung. Die kältere Luft kann weniger Luftfeuchtigkeit aufnehmen, und daher fällt der Wasserdampf in Form von Kondensat an der kältesten Stelle im Keller aus. Die Folge sind feuchte Wände und schlimmstenfalls Schimmelbildungen. 

Relative Luftfeuchtigkeit 

Ein Hygrometer gibt stets die relative Feuchtigkeit der Luft in Prozent an. Dieser Wert beschreibt den prozentualen Anteil der momentanen Feuchte in Bezug auf die maximal aufnehmbare Feuchte bei einer bestimmten Temperatur. 

BOX 

rel. LF = max. LF / abs. LF  

Formel relative Feuchte  

Absolute Luftfeuchtigkeit  

Dieser Wert wird in g/m³ angegeben und beschreibt den momentanen Wassergehalt in Gramm pro Kubikmeter Raumluft – also konkret wie viel Wasser jetzt gerade in der Luft ist. 

Maximale Luftfeuchtigkeit  

Diese wird ebenfalls in g/m³ gemessen und gibt die maximal aufnehmbare Menge an Wasser pro Kubikmeter Luft bei einer bestimmten Temperatur an. Hier gilt: Je höher die Temperatur, desto mehr Wasser kann die Luft aufnehmen. 

Beispiel: 

Die Raumluft hat bei 22 °C beispielsweise eine relative Luftfeuchtigkeit von 50 % (d. h. sie ist zu 50 % mit Wasserdampf gesättigt). Kühlt die Luft nun auf 18 °C ab, so steigt die relative Luftfeuchtigkeit auf 64 %, weil kältere Luft weniger Wasserdampf aufnehmen kann. Die absolute Luftfeuchtigkeit ist gleichgeblieben, aber die maximale Luftfeuchtigkeit ist gesunken. In Folge steigt die relative Luftfeuchtigkeit (siehe Formel). 

Luft mit einer Temperatur von 22 °C kann maximal 16,5 g/m³ Wasserdampf aufnehmen. Bei einer Temperatur von 18 °C liegt diese Grenze bei 13 g/m³; 26 °C ermöglichen 21 g/m³. 

Empfehlungen für eine gesunde Luftfeuchtigkeit 

  • Relative Luftfeuchte zwischen 40-60 % 
  • Die Vermeidung zu feuchter Luft ist wichtiger als die Vermeidung zu trockener Luft. Feuchte Luft wird als ermüdend empfunden, führt häufig zu Geruchsbelästigungen und begünstigt die Entwicklung von bau- und gesundheitsschädlichen Mikroorganismen wie Schimmel und Bakterien. 
  • Staubarme Luft: Dies kann durch die Verwendung von staubarmen Materialien (z. B. Teppichböden). Staubsauger mit HEPA-Filter und regelmäßige Reinigung der Heizkörper erreicht werden. 
  • Verwendung von Materialien mit feuchteausgleichenden Eigenschaften, z. B. Holz, Lehm- und Kalkprodukte ohne Lacke oder Dispersionsfarben. 
  • Zur Luftbefeuchtung können einfach Pflanzen aufgestellt werden, da Luftbefeuchter stets die der Gefahr Verkeimung mit sich bringen. 

 

Heizungsklima

Das richtige Heizungsklima zu finden, ist ein Balanceakt. Dabei gilt es, nicht nur für Gesundheit und Behaglichkeit, sondern auch für den Erhalt der Baustruktur ein möglichst ideales Klima herzustellen. 

Kriterien für ein gesundheitlich optimales Heizungsklima 

  • Hoher Anteil an Strahlungswärme bei kühler, angenehmer Atemluft 
  • Niedrige Oberflächentemperaturen der Heizkörper 
  • Hohe Oberflächentemperaturen der Wände (keine kalten Außenwände) 
  • Geringe Zirkulation von Luft und Staub 
  • Keine thermische Monotonie (für den Kreislauf ist es günstig, wenn es beispielsweise im Flur oder Treppenhaus kälter ist) 
  • Leichte Regulierbarkeit und bequeme Reinigung 
  • Keine Geruchsbelästigung 
  • Keine Lärmbelästigung 
  • Austrocknung des Hauses, v. a. der Außenwände 

Eine optimale Heizung für jede Bedarfssituation gibt es nicht. Der Grundofen, der echte Kachelofen und die Wandflächenheizung kommen dieser Ideallösung jedoch recht nahe. Grundsätzlich sollte sich beim Heizen an der Natur orientiert werden – also an den Verhältnissen im Freien bei Sonne und angenehmer Witterung. 

Baustoffe 

Auch Baustoffe, Möbel oder Wandfarben können Einfluss auf das Raumklima nehmen. Holz und viele andere Naturbaustoffe können selbst Feuchtigkeit aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben. Lackierte Möbel und Böden besitzen diese Eigenschaf nicht mehr – sie können durch Feuchtigkeit sogar Schaden nehmen. 

Möglichst alle Materialien in einem Wohnraum (Putz, Wandfarbe, Böden, Decken, Möbel etc.) sollten diffusionsoffen und hygroskopisch sein. Diffusionsoffen bedeutet, dass die Oberfläche eines Materials durchlässig für die Luft samt Wasserdampf ist. Unter Hygroskopie versteht man die Eigenschaf, Wasser flüssig oder dampfförmig aufnehmen, weiterleiten und wieder abgeben zu können.  

Eine verputzte Wand mit herkömmlicher Dispersionsfarbe aus dem Baumarkt würde die Wand quasi versiegeln und somit dem Putz die Eigenschaf nehmen, Dampf aus der Raumluft aufzunehmen und bei Bedarf wieder abzugeben. Dispersionsfarbe beinhaltet Kunstharzpartikel, die sich wie eine Folie auf die Wand legen. Hygroskopisch sind vor allem natürliche Baustoffe so wie Holz, Ziegel, Schafwolle, Kalk, Lehm oder Jute. Für die kurzfristig ausgleichende Wirkung auf die Raumfeuchte sind vor allem die ersten 2-3 cm eines Bauteils verantwortlich. 

Wärmeschutz und Wärmespeicherung 

Vor allem die ersten raumseitigen 8-16 cm sind entscheidend für die Wärmespeicherung und für ein ausgeglichenes Raumklima. Je mehr Wärme ein Stoff speichern kann, desto langsamer reagiert er bei Erwärmung und Abkühlung (Amplitudendämpfung bzw. Phasenverschiebung). Dies ist wichtig, um im Sommer eine Überhitzung der Räume unter dem Dach zu vermeiden. Hohe Wärmespeicherwerte verhindern eine zu rasche Erwärmung oder Abkühlung. Je schwerer ein Baustoff ist, desto höher ist seine Fähigkeit, Wärme aufzunehmen. Organische Stoffe bilden hierbei jedoch eine Ausnahme (siehe Tabelle). 

Geruch 

Gerüche in Gebäuden entstehen unter anderem durch die Wahl von Baustoffen und Einrichtungsgegenständen. Ihre Auswirkung auf das menschliche Wohlbefinden ist dabei nicht zu unterschätzen. Um gute Geruchsverhältnisse zu erreichen, empfehlen sich folgende Maßnahmen. 

  • Verwendung von sorptionsfähigen, natürlichen Baustoffen (Holz, Lehm, Kalkputz, Kork etc.) 
  • Einrichtungsgegenstände wie Vollholz- oder Rattanmöbel, Teppiche, Vorhänge und Polstermöbel aus Naturfasern 
  • Verwendung ofenporiger, angenehm riechender, antiseptischer Oberflächen- und Hauspflegemittel (z. B. Bienenwachspräparate oder Marseiller Seife) 
  • Ausreichende Lüftung 
  • Schadstofffreie Baustoffe (Ausgasungen o. ä.) 

Beim Einsatz von Düften (auch aus natürlichen Quellen) ist stets Vorsicht geboten, da es in Folge zu allergischen Reaktionen kommen kann. 

Wandfarben 

Im Allgemeinen sollte man auf Farben mit Kunstharzanteilen (Acrylate) verzichten. Natürliche Kalkfarben finden wegen ihrer desinfizierenden Wirkung vor allem in Tierställen Anwendung, obwohl nichts gegen ihre Verwendung in anderen Innenräumen spricht. Im Gegenteil eignet sich die samtige, unaufdringliche farbliche Farbwirkung sehr gut für das Streichen von Wohnräumen. 

Wegen des hohen pH-Wertes (ca. 13, d. h. alkalisch, basisch, Lauge) sollte beim Streichen unbedingt eine Schutzbrille getragen werden. Die hohe Alkalität erschwert die Schimmelbildung.   

Kalkfarben lassen sich auch mit Pigmenten färben und ohne Probleme wieder überstreichen. Ohne synthetische Zusätze sind sie zudem diffusionsoffen. Silikatfarben sind besonders geeignet für Fassadenanstriche und sind ebenfalls stark alkalisch (pH-Wert von ca. 12). 

Abb. 39: Auro Kalkfarben, gefärbt 

Abb. 40: Auro Kalkfarben